Dr. Lizette Galima Tapia-Raquel


Feministisch-postkoloniale Theologie heißt (auch) feiernd Widerstand leisten.

Die philippinische Theologin Dr. Lizette Tapia-Raquel prägt die theologische Landschaft mit ihrem philippinischen, feministischen und postkolonialen Fokus auf Theologie. Ausdruck findet ihre Theologie in vier Verben, die sie mit CRAC abkürzt: Crying out, Resisting, Asserting, Celebrating. Der Ansatz umfasst das Aufschreien (Crying-out) für die und mit denen, die Gott am meisten brauchen, das Leisten von Widerstand (Resisting), um das Leben und die Würde zu wahren, das Bestehen (Asserting) auf Gottes Vision für die Ganzheit (Wholeness) aller und das Feiern (Celebrating) des Lebens für alle.

Dr. Lizette Pearl Galima Tapia-Raquel ist Theologin und ordinierte Diakonin der evangelisch-methodistischen Kirche (United Methodist Church) auf den Philippinen. In einer außerordentlichen Professur für Theologie und Ethik unterrichtet Tapia-Raquel christliche Theologie, christliche Ethik, Ökumene, systematische Theologie, feministische Theologie und Women’s Studies am Union Theological Seminary, Philippinen.

Dr. Lizette Tapia-Raquel begann ihr Studium an der University of the Philippines, Diliman. Nach ihrem Bachelor of Science im Fach Tourismus führte sie ihr Studium am Union Theological Seminary, Philippines fort, wo sie ihren Master of Divinity mit summa cum laude abschloss. An der South East Asia Graduate School of Theology machte Dr. Lizette Tapia-Raquel einen weiteren Abschluss. Ihren Master of Theology schloss sie dort mit Auszeichnung ab.

Am Union Theological Seminary wird feministische Theologie als Teil des Fachs „Babaylan and Feminist Studies“ unterrichtet. Die Figur der Babaylan inspiriert Dr. Lizette Tapia-Raquels theologischen Ansatz. So waren die Babaylan bedeutende kulturelle und spirituelle Führerinnen, die sich den Bedürfnissen und Bestrebungen ihres Volkes bewusst waren. Ihr Wissen stammte aus den Erfahrungen des Lebens als Tochter, Schwester, Mutter, Ehefrau und Großmutter. In ihrem Dasein zelebrierten sie, farbenfroh gekleidet, zu rhythmischen Klängen tanzend und mit Kokosnuss parfümiert, voll und ganz das Leben. Die Babaylan leitete die diverse Gemeinde selbstbestimmt mit ihrem aus dem Leben selbst erlangten Wissen im Darbringen von Opfern, dem Vorstehen des Trauerritus und Hochzeitsritus und dem Kommunizieren mit Geistern und übernatürlichen Wesen. Als Frau verkörperte sie die Fähigkeit der Natur, Früchte zu gebären, und als Mutter Leben hervorzubringen. Die Babaylan trat so in der Gemeinschaft als Wächterin der Geheimnisse des Lebens und der Natur auf.

Mit der Kolonialisierung der philippinischen Inseln und dem Mitbringen einer anderen Vorstellung von Frauen wurde das bestehende Frauenbild deformiert und dämonisiert. So wurde die Babaylan, die eigentlich eine lebensspendende Rolle einnahm, in ein furchteinflößendes und tödliches Monster umgedacht. Tapia-Raquels Ansatz richtet bis heute den Fokus auf die Identität von Frauen, die vor der Kolonialisierung auf den Inseln der Philippinen gelebt haben und deren Image gewaltsam umgedeutet wurde.

Als Mitglied der Ecumenical Association of Third World Theologians und Association of Women in Theology macht Dr. Lizette Tapia-Raquel in ihrer Theologie auf den vielschichtigen und vielstimmigen Kontext der asiatischen Frauen und Völker aufmerksam und gibt diesen eine Stimme. Sie hinterfragt und fordert theologische und säkularen Powerstrukturen und die damit verbundenen Dynamiken und Konsequenzen heraus. In ihrer Theologie thematisiert sie Jesu Engagement für die Armen, den Widerstand gegen alle Formen von Herrschaft, die Theology of Struggle, die Geschlechtergerechtigkeit und die menschliche Sexualität in einer vielfältigen Gemeinschaft in ökumenischen und säkularen Kontexten.

Die Informationen stammen aus dem Unterricht mit Dr. Lizette Pearl Galima Tapia-Raquel als Teil des Theologie-Moduls des Union Theological Seminary, Philippinen, im Training in Mission Programme 2024 vom Council for World Mission und aus Dr. Lizette Pearl Galima Tapia-Raquels Buch „Crying Out Resisting Asserting Celebrating“.

Literatur

Tapia-Raquel, Lizette Pearl Galima: Crying out Resisting Asserting Celebrating. Proclamation and Poetry, Philippinen 2015.

Dies.: Validating What Is ‘Pagan’, CTC bulletin 23/2007, 19–22.

Dies.: Babaylan feminist multiplicity: Reclaiming Filipino women’s history and agency, Critical Research on Religion 2024, online verfügbar.

Website des Union Theological Seminary, Philippinen: https://www.uts.ph

Foto: freundliche Genehmigung von Lizette Pearl Galima Tapia-Raquel

Ein Beitrag von Luisa Kappes

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