Netzwerk: Luise Schottroff als Kollegin und Lehrerin



Doktorand:innenkolloquium und Abschlüsse

Luise Schottroff bemühte sich sehr um die Nachwuchsförderung und wurde von ihren Doktorand:innen als wissenschaftliches Vorbild und als zugängliche, bestärkende Begleiterin geschätzt. Eine Liste aller erfolgreich abgeschlossenen von Luise Schottroff betreuten Dissertationsprojekte stellen wir hier zum Download zur Verfügung.

Persönliche und akademische Erinnerungen an Luise Schottroff

„Schottroffs Wille und Kraft, für Gerechtigkeit zu kämpfen und sich mutig für ihre Herzensanliegen einzusetzen, mögen für alle Generationen nach ihr Ermutigung und Ansporn zugleich sein.“ Esther Kobel: Seminarpapieraffäre, Solidaritätsaktionen und Sozialgeschichte. Ein Portrait der Neutestamentlerin Luise Schottroff in Mainz, in: Christian George/ Sabine Lauderbach/ Livia Prüll (Hrsg.): Frauen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (1946-2022), Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz 17, Mainz 2023, 163.

„Luise Schottroff hat uns gelehrt, die Bibel neu zu lesen, sie genau zu lesen. Sie hat uns die Begeisterung am Entdecken vermittelt, die getragen war von ihrer Freude an der Theologie und am Leben. Sie war eine besondere Lehrerin, die immer auch an ihrem Gegenüber interessiert war. Ihre Inhalte vermittelte sie mit großer Menschenliebe.“ – aus einem Nachruf von Claudia Janssen/ click here for the obituary in English

„Was mich an der sozialgeschichtlichen Lektüre, wie Luise Schottroff sie entfaltet, fasziniert: Die hinzugewonnenen sozialgeschichtlichen Erkenntnisse reichern nicht nur die traditionellen Bilder mit ein wenig Farbe an, sondern die Relektüre der Bibel aus sozialgeschichtlicher Sicht stellt alte Auslegungsmuster in Frage und fordert uns heraus noch einmal ganz neu hinzusehen, noch einmal ganz neu theologisch ins Gespräch zu kommen.“ – Ulrike Metternich in einem Vortrag zu 1 Kor 1,26 auf der Tagung der Evangelischen Akademie Sehen lernen – Sozialgeschichtliche Bibelauslegung am 08.02.2016.

Rainer Kessler erinnert sich am ersten Todestag Luise Schottroffs in einem Vortrag zu Mt 1-4 auf der Tagung der Evangelischen Akademie Sehen lernen – Sozialgeschichtliche Bibelauslegung: „‚Sehen lernen‘ war für Luise Schottroff ein Lebensprogramm und allemal ein Programm für Ihr wissenschaftliches Arbeiten. Und immer war es ein Sehen, das sie mit anderen geteilt hat. Nicht zuletzt hatte sie die für eine Wissenschaftlerin ihres Formats seltene Fähigkeit, von jüngeren Menschen, von ihren Schülerinnen und Schülern, zu lernen. Sie wurde zur großen Lehrerin, weil sie sich immer die Bereitschaft zu lernen bewahrte.“ Bereits 2007, in der Laudatio auf Luise Schottroff zur Verleihung des Ehrendoktorats, spricht er über Luise Schottroff als Brückenbauerin: „Luise Schottroff ist nicht nur Neutestamentlerin, sie ist nicht nur Grenzgängerin, sie ist auch Brückenbauerin. Vielfach variiert legt sie immer wieder dar, worin sie das Ziel ihrer Arbeiten sieht. Sie sind ein ‚Beitrag zu einer Befreiungstheologie in Deutschland‘, ‚sie gehen sozialgeschichtlich vor‘, ‚sie versuchen, den christlichen Antijudaismus und die christliche Frauenverachtung kritisch zu bearbeiten‘ Hier werden vier Prinzipien genannt: Befreiungstheologie, Sozialgeschichte, Gerechtigkeit gegenüber dem Judentum und Kritik an jedweder Frauenverachtung. Dass diese vier oder auch nur zwei oder drei von ihnen zusammenkommen, ist alles andere als selbstverständlich. Es bedarf des aktiven Brückenbaus.“

„Ich habe Luise zum ersten Mal gesehen anläßlich eines Ereignisses, das die Vernetzung von wissenschaftlich-theologisch tätigen Frauen europaweit auf eine neue Qualitätsstufe gehoben hat: bei der Gründungskonferenz der Europäischen Gesellschaft für die theologische Forschung von Frauen (ESWTR) im Sommer 1986 in Magliaso in der Schweiz. […] In den ‚heißen Jahren‘ des Streits um die feministische Barfußtheologie und um Recht und Wahrheit matriarchalfeministischer Theologie waren die Voten und Stellungnahmen von Luise immer solche, die vermittelten und das Gespräch nicht abreißen lassen wollten.“ – Marie-Theres Wacker: Nicht Sklavin, sondern Freie – Stationen feministischer Theologie 1934 – 1999, Festrede zum 65. Geburtstag von Luise Schottroff in Kassel am 14. Juli 1999, in lectio difficilior 1/2000.

„Sie war eine inspirierende theologische Lehrerin, eine Mut machende feministische Bibelwissenschaftlerin, eine Brückenbauerin und beharrliche Kirchenfrau, eine Freundin, die die Hoffnung auf Gottes gerechte Welt weiter getragen hat.“ – Hanne Köhler im Nachruf des Vereins zur Förderung Feministischer Theologie in Forschung und Lehre e.V.

Dorothee Sölle in Junge Kirche 4/1999, S.195.

„Ihr unermüdlicher Forschungsgeist brachte immer wieder Neues zu Tage. So z.B. ihre Arbeit zu den Gleichnissen Jesu (2005) oder ‚Essen, um zu leben‘ (mit Andrea Bieler zusammen, 2007). Mit ihrem Kommentar zum 1. Korinther (Gütersloh 2013), ihrer sozialgeschichtlich in der politischen Welt des römischen Imperiums verorteten Pauluslektüre, hinterliess sie ein reiches Vermächtnis.“ – Luzia Sutter Rehmann in einem Beitrag zum Format Frau des Monats der IG Feministische Theologinnen Deutschschweiz/ Liechtenstein im Dezember 2016.

„Den Mächten und Gewalten hat sie sich immer aufs Neue mit der Kraft ihrer inspirierten Worte entgegen gestellt. Viele von uns hat sie befähigt, aus dem biblischem Ethos heraus Protest einzulegen: gegen die Verelendung von Menschen, gegen die Missachtung von Frauen, gegen die verderbliche Wachstumsideologie des Kapitalismus, gegen den Rüstungswahn, gegen die Zerstörung von Natur, Kultur, Tradition und Religion.“ – Bärbel Wartenberg-Potter: Ansprache bei der Beerdigung von Luise Schottroff am 14. Februar 2015 in Kassel, online verfügbar auf bibel-in-gerechter-sprache.de.

„Luise habe ich in den neunziger Jahren bei den ESWTR-Treffen getroffen. Später habe ich sie und ihre Arbeit besser und ausführlicher kennengelernt, vor allem bei den jährlichen Treffen der Sommerakademie auf Schwanenwerder in Berlin-Wannsee. Als mein Mann 2010 sehr krank wurde (er ist 2013 mit 57 Jahren verstorben), war es für mich ein Trost, zu merken und zu wissen, wie Luise durch alles Schwere in ihrem Leben hindurch immer studiert hat und weiter studierte, als tägliche Zunft, als Handwerk, als Anhaltspunkt. Die immerwährende Arbeit an den griechischen Texten, das genaue Übersetzen, das wissen zu wollen, was da steht, die ständige Offenheit für andere Möglichkeiten des Verstehens, das war der Kern. Einmal habe ich ihr beim Kaffeetrinken erzählt, wie mich das tröstete und mir Mut gab bei dem, was mir bevorstand. Sie sagte betroffen: ‚Ach ja, Du…‘ und guckte vor sich hin, sie war, wie ich das gesehen und verstanden habe, sofort bei ihren eigenen Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann. Ich habe mich verstanden gefühlt.“ – Anne Marijke Spijkerboer im Februar 2025

„Luise Schottroff hat in Fragen der feministischen Theologie, der sozialgeschichtlichen Auslegung der Bibel und des christlich-jüdischen Dialogs Pionierarbeit geleistet. Ihre Ansätze und Thesen, die heute zur Theologiegeschichte zählen, erregten großes Aufsehen und führten zu heftigen Auseinandersetzungen.“ – aus einem Nachruf des Deutschlandfunks vom 09.02.2015.

Traueranzeigen für Luise Schottroff aus dem Jahr 2015