Feministische Theologie


„Feministische Theologie ist eine Theologie von feministisch orientierten Frauen, die das Patriarchat in Gesellschaft, Kirche und Zusammenleben kritisieren und überwinden wollen […] Sie ist keine Theologie der Frau, die ein abstraktes Wesen der Frau oder ein Wissen über spezifisch Weibliches voraussetzt, sondern bei der Brüchigkeit weiblicher Identität ansetzt und starre Rollenzuschreibungen verwirft. Sie ist Kritik und Neuentwurf. Sie versteht sich nicht als Ergänzung traditioneller Theologie, sondern als Neukonzeption von Theologie überhaupt.“[1] So lautete 1991 die Definition von Catharina Halkes und Hedwig Meyer-Wilmes.

Aktuelle Publikationen und Forschungsansätze zeigen unterschiedliche feministisch-theologische Zugänge von Forschenden verschiedener Geschlechter, die eine Vielfalt von Methoden und Themenschwerpunkten bearbeiten. Feministische Theologie ist aktuell ein theoretischer Zugang zum multidisziplinären Feld der theologischen Genderstudies, die die wissenschaftliche Bearbeitung der Geschlechterdifferenz mit feministischen Anliegen verbindet.

Die intersektionale Perspektive Feministischer Theologie ermöglicht das Zusammendenken unterschiedlicher Forschungsansätze, die Aufnahme historischer, literaturwissenschaftlicher, sozialwissenschaftlicher, philosophischer, politischer, postkolonialer und aktuell auch queerer Theorien. Damit gibt sie innovative Impulse für die Theologie insgesamt, die weit über einen rein akademischen Kreis hinaus Resonanz finden.

Festzustellen ist jedoch, dass gegenwärtig ein Großteil der aktuellen Publikationen im internationalen englischsprachigen Kontext erscheint. Deutschsprachige Monographien und Sammelbände mit explizit feministisch-theologischem Ansatz entstehen anders als in den 1990er Jahren seltener, hier besteht großer Bedarf für die Forschung. Sarah Jäger betont die Bedeutung feministischer Ansätze für die Zukunft der Theologie:

„Ich träume von einer Theologie, die Stellung bezieht und Visionen entwickelt zu einer nachhaltigen Ethik, zur Wahrnehmung von Menschen jenseits aller Grenzen von Geschlecht, Sexualität, Alter oder Herkunft. Ich träume von einer Theologie, die den Menschen sieht in seiner Ganzheit, in seiner Schönheit und in seiner Gebrochenheit vor Gott und die erzählt von der großen Hoffnung auf das Reich Gottes, von der Hoffnung, die stark macht für Veränderungen in dieser Welt. Ich träume von einer Theologie, die die biblischen und kirchlichen Traditionen fruchtbar macht und sprechen lässt für Menschen unserer Gegenwart, die unseren Erfahrungen im Glauben und in der Welt Sprache verleiht.“ (2021: 84-85).

Literatur

Jäger, Sarah, Jenseits des Patriarchats. Ansätze feministischer Theologien, FEST kompakt – Analysen – Stellungnahmen – Perspektiven, Heidelberg 2021. Kostenfrei zum download: https://books.ub.uni-heidelberg.de/heibooks/catalog/book/686


[1] Catharina Halkes / Hedwig Meyer-Wilmes, Art.: Feministische Theologie, in: Elisabeth Gössmann u.a. (Hg.), Wörterbuch der feministischen Theologie, Gütersloh 1991, 102-105.

von Prof.’in Dr. Claudia Janssen

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