Glossar



Ableismuskritische Theologie

Vom 03. März 2023
Unter Ableismus versteht man die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung. Der Ausdruck stammt aus dem Englischen (ableism) und wurde dort von dem Wort able abgeleitet, das mit „fähig/imstande sein“ übersetzt werden kann. Unter Ableismus werden gesellschaftliche Denk- und Handlungsmuster verstanden, die eine bestimmte Form von Körper und Geist hervorbringen, die als perfekt, arttypisch und deshalb für den Menschen in seinem Sein wesentlich und vervollkommnend vorgestellt wird. Behinderung wird aus dieser Perspektive nicht mehr in Differenz zur Norm […] mehr ...


Bibel in gerechter Sprache 

Vom 03. Mai 2023
2006 erschien die Bibel in gerechter Sprache (BigS) und ist seitdem in der Diskussion. Ihre Kriterien „gerechter Sprache“ sind: soziale Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit, Gerechtigkeit im Hinblick auf den christlich-jüdischen Dialog. 2001 begann die Arbeit an dem Großprojekt, das ehrenamtlich von über 60 Wissenschaftler*innen auf Basis von Spenden realisiert wurde. Mittlerweile gibt es die BigS in der 4. Überarbeiteten Auflage (100 000 Exemplare).  Sie hat das Bibellesen verändert, keine neue Bibelübersetzung kann seitdem ausschließlich von „Brüdern“ sprechen, auch im Blick auf den […] mehr ...


Dis/Ability-Sensible Theologie

Vom 01. Februar 2023
„Nichts über uns ohne uns!“, ist der weltweite Leitspruch der Behindertenbewegungen seit Ende der 1960er Jahre. Aus dieser Bewegung sind seit den 1980er Jahren die Disability Studies entstanden. Sie verstehen Behinderung als eine körperliche Differenz, die negativ bewertet wird. Gegenstand der Dis/Ability Studies ist nicht die „Behinderung an sich“, sondern die historisch, soziale, kulturelle Konstruktion von Normalität von Körpern und Anderssein als Behinderung, also das Differenzverhältnis und die Konstruktion von Behinderung/Nicht-Behinderung. Disability Studies erzählen dagegen eine „andere Geschichte über Behinderung“ […] mehr ...


Feministische Theologie

Vom 01. September 2022
„Feministische Theologie ist eine Theologie von feministisch orientierten Frauen, die das Patriarchat in Gesellschaft, Kirche und Zusammenleben kritisieren und überwinden wollen […] Sie ist keine Theologie der Frau, die ein abstraktes Wesen der Frau oder ein Wissen über spezifisch Weibliches voraussetzt, sondern bei der Brüchigkeit weiblicher Identität ansetzt und starre Rollenzuschreibungen verwirft. Sie ist Kritik und Neuentwurf. Sie versteht sich nicht als Ergänzung traditioneller Theologie, sondern als Neukonzeption von Theologie überhaupt.“[1] So lautete 1991 die Definition von Catharina Halkes und […] mehr ...


Gender

Vom 01. August 2022
Der Begriff „Gender“ bezeichnet das soziale Geschlecht eines Menschen, das vom biologischen bzw. Körper-Geschlecht (engl. sex) unterschieden wird. Gendertheorien werden als Analyseinstrument genutzt, um das Verständnis menschlicher Sexualität, von Geschlechterrollen und Machtstrukturen untersuchen zu können. Als theoretische Kategorie hat sich Gender bereits seit den 1950er Jahren in der Psychologie, Soziologie und Geschichtswissenschaft etabliert. Es wurde davon ausgegangen, dass Gender als soziales Geschlecht das als „natürlich“ verstandene biologische Geschlecht (sex) interpretiert und auf diese Weise Männern und Frauen unterschiedliche soziale und […] mehr ...


Hegemoniale Männlichkeit

Vom 10. Januar 2023
Der Begriff „hegemonialer Männlichkeit“ wurde durch die australische Soziologin Raewyn Connell geprägt. Der Begriff beschreibt ein System verschiedener einander zugeordneter Männlichkeiten (masculinities), die nicht in erster Linie durch die Geschlechtsidentität bestimmt sind, sondern durch Handlungsmuster: Hegemoniale Männlichkeit stützt sich normativ auf Heterosexualität, auf die Möglichkeit, Gewalt einzusetzen, den Besitz an Produktionsmitteln und verfügt über einen privilegierten Zugang zu vielen Bereichen gesellschaftlicher Macht. Komplizenhafte Männlichkeit umfasst all jene Männer, die zwar von der Geschlechterordnung profitieren, aber nicht mit den gesamten Risiken […] mehr ...


Heteronormativität

Vom 02. Dezember 2022
Der Begriff Heteronormativität trägt einen kritischen Impuls. So weist er darauf hin, dass in vielen gesellschaftlichen Zusammenhängen Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität als Norm vorausgesetzt und privilegiert werden. Auch in der Geschichte werde Heterosexualität als zeitlos und unveränderbar wahrgenommen. In der Queer-Theory ist Heteronormativität ein zentraler Begriff, der all dies infragestellt. „Das bedeutet, dass nicht nur die auf Alltagswissen bezogene Annahme, es gäbe zwei gegensätzliche Geschlechter und diese seien sexuell aufeinander bezogen, kritisiert wird, sondern auch die mit Zweigeschlechtlichkeit und (ehevertraglich geregelter) […] mehr ...


Intersektionalität

Vom 01. Juli 2022
Intersektionalität basiert auf der Einsicht, dass soziale Kategorien wie Gender, Hautfarbe (engl. race), Ethnizität, Klasse, Alter, Behinderung etc. nicht isoliert voneinander wirken, sondern in ihrer Bedeutung und ihren Konsequenzen eng miteinander verwoben sind, sich wie auf einer Kreuzung (engl. intersection) treffen. Der Fokus liegt dabei auf dem gleichzeitigen Zusammenwirken von sozialen Ungleichheiten, die sich in ihren Auswirkungen oftmals potenzieren (Walgenbach 2007.2012). Die US-amerikanische Juristin Kimberlé Crenshaw entwickelte bereits 1989 das Konzept der Intersektionalität, um die verschiedenen Kategorien, die Marginalisierung und […] mehr ...


LSBTIQ

Vom 03. November 2022
„LSBTIQ“ oder ähnliche Zusammensetzungen dienen als Abkürzung für „Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche und queere Menschen“. „lsbtiq“ steht entsprechend für „lesbisch, schwul, bisexuell, trans-, intergeschlechtlich und queer“. Diese Abkürzungen beschreiben strategische Allianzen zwischen Menschen mit sehr verschiedenen Lebensrealitäten, Bedarfen und Zielen, die jedoch alle von Diskriminierungen betroffen sind, weil sie den herrschenden Vorstellungen über Geschlecht und Begehren nicht entsprechen. In manchen Schreibweisen werden weitere Buchstaben wie zum Beispiel ‚a‘ für asexuell oder ein Sternchen (*) als Platzhalter für weitere Selbstbezeichnungen […] mehr ...


Methoden feministischer Exegese

Vom 04. Oktober 2022
Feministische Theologien haben sich in den letzten Jahrzehnten inhaltlich weiterentwickelt und ausdifferenziert. In verschiedenen Fachdisziplinen bieten sie Analysen und Infragestellungen herrschender Geschlechterkonstruktionen und damit verbundener Machtverteilung. Das Geschlechterverhältnis wird dabei nicht isoliert in den Blick genommen, sondern als Teil eines komplexen Geflechts von Macht-, Ausgrenzungs- und Unterdrückungsstrukturen. Feministische Exegese beschäftigt sich seit den 2000er Jahren nicht mehr in erster Linie mit Texten, in denen Frauen explizit eine Rolle spielen, sondern mit der Bibel und ihrer Auslegungsgeschichte insgesamt. Die biblischen Texte […] mehr ...


Queer

Vom 20. Mai 2022
Ursprünglich bedeutete queer so viel wie ’schräg‘ oder ’seltsam‘ und diente als abwertende Fremdbezeichnung der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft für homo- und bisexuelle Menschen, wurde jedoch durch selbstbewusste Aneignung von Betroffenen positiv umgedeutet. Im englischsprachigen Raum – besonders in Großbritannien – wird queer noch heute als Schimpfwort benutzt. Queer kann als Überbegriff für alle sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten gelten, die nicht der gesellschaftlichen Norm von Geschlecht und Sexualität entsprechen. Queer beschreibt aber auch eine Denkrichtung, die sich gegen Schubladendenken wehrt. „Queer soll […] mehr ...


Queersensible Seelsorge

Vom 02. Oktober 2023
Was für allgemeine Seelsorge gilt, gilt ebenso für queersensible Seelsorge. Seelsorge soll eine wertschätzende Begegnung sein, die stärkt und aufrichtet. Dabei nimmt die queersensible Seelsorge im Speziellen die Bedürfnisse und Erfahrungen queerer Menschen in den Blick (vgl. Beardsley/Dowd 2020, 135). Den ersten Entwurf für eine queersensible Seelsorge im deutschsprachigen Raum hat Kerstin Söderblom mit ihrem gleichnamigen Buch, welches dieses Jahr erschienen ist, vorgelegt. Sie benennt folgende Punkte als maßgeblich für einer queersensiblen Seelsorge: Laut Söderblom sind für queersensible Seelsorge die […] mehr ...


Theologie nach Hadamar

Vom 01. September 2023
Der Theologe Ulrich Bach (1931-2009) forderte, analog zu einer „Theologie nach Auschwitz“,eine „Theologie nach Hadamar“ – ein Umdenken, eine Umkehr aus vertrauten Denkmusternund Sprache. Hadamar ist eine Stadt in Hessen und war der Name der am dortigen Stadtrandgelegenen, zwischen Januar 1941 und März 1945 wütenden Tötungsanstalt „Hadamar“.Im Rahmen der „Aktion T4“, des sogenannten „Euthanasie-Programms“ der Nationalsozialisten,wurden in der ehemaligen Landesheilanstalt fast 15.000 Menschen mit Behinderungen undpsychischen Erkrankungen in einer Gaskammer, durch tödliche Injektionen und Medikationensowie durch vorsätzliches Verhungernlassen ermordet. Dabei […] mehr ...


Theologische Geschlechterforschung

Vom 25. November 2021
Die Kategorie Gender nimmt seit den 2000er Jahren auch in der deutschsprachigen Bibelwissenschaft einen zunehmend wichtigen Platz ein („gender-turn“).  Zentrales Anliegen ist es, mehr ...


Theologische Männlichkeitsforschung

Vom 19. April 2023
Im deutschsprachigen Raum findet seit den 1990er Jahren die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Männlichkeit als sozialem Phänomen statt. Kritische Männlichkeitsforschung bezeichnet einen Forschungsbereich der Geschlechterforschung, der danach fragt, wie Männlichkeit bzw. männliche Identität(en) sozial konstruiert werden. In der Theologie gibt es ebenfalls seit den 1990er Jahren vor allem im us-amerikanischen Bereich erste Ansätze, die später auch im deutschsprachigen Raum aufgenommen wurden. Hier liegt der Schwerpunkt kritischer Männlichkeitsforschung auf der Analyse von Geschlechterrollen und Männlichkeitsidealen und setzt sich mit der häufig unsichtbaren […] mehr ...


Trans*gender

Vom 30. März 2022
Trans* ist der Überbegriff für Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurden. Entscheidend ist das geschlechtliche Selbsterleben eines Menschen, das in Spannung zu dem bei der Geburt zugewiesenen stehen kann. Eine transFrau ist eine Frau, der aufgrund ihrer äußeren Geschlechtsmerkmale das Geschlecht „männlich“ zugewiesen wurde. Ein transMann ist ein Mann, dem aufgrund seiner äußeren Geschlechtsmerkmale das Geschlecht „weiblich“ zugewiesen wurde. Als cisFrauen bzw. cisMänner werden diejenigen bezeichnet, deren geschlechtliches Selbsterleben mit dem […] mehr ...