Der Begriff „Gender“ bezeichnet das soziale Geschlecht eines Menschen, das vom biologischen bzw. Körper-Geschlecht (engl. sex) unterschieden wird. Gendertheorien werden als Analyseinstrument genutzt, um das Verständnis menschlicher Sexualität, von Geschlechterrollen und Machtstrukturen untersuchen zu können.
Als theoretische Kategorie hat sich Gender bereits seit den 1950er Jahren in der Psychologie, Soziologie und Geschichtswissenschaft etabliert. Es wurde davon ausgegangen, dass Gender als soziales Geschlecht das als „natürlich“ verstandene biologische Geschlecht (sex) interpretiert und auf diese Weise Männern und Frauen unterschiedliche soziale und kulturelle Verhaltensmuster zuschreibt.
Judith Butler hat 1990 mit ihrem Buch „Gender trouble“ (dt. 1991: Das Unbehagen der Geschlechter) das Primat des biologischen Geschlechts grundlegend in Frage gestellt und damit die Gender-Studies maßgeblich verändert. Auch sex, das biologische bzw. Körper-Geschlecht, sei keine essentielle „natürliche“ Kategorie, sondern wie Gender ein kulturelles und soziales Konstrukt. Somit seien auch die scheinbar vorgegebenen Identitätskategorien als konstruiert zu verstehen, als Produkte von immer wieder wiederholten „performativen“ Handlungen (doing gender), als Inszenierungen, die diese Identität erst als „natürlich“ erscheinen lassen.
Gender ist aber nicht nur eine Handlungskategorie, sondern auch eingeschrieben in gesellschaftliche Strukturen und Institutionen und so verstanden ein offener, vieldimensionaler Begriff. Gender als Analysekategorie ermöglicht kritisch danach zu fragen, wie in unserem Denken Geschlecht konstruiert wird: Das multidisziplinäre Feld der Gender-Studies ist breit aufgestellt und umfasst unterschiedliche Ansätze und Methoden, denen eine kritische Perspektive auf die komplexen Zusammenhänge der Zuschreibungen von Geschlecht und die Gestaltung von Geschlechterverhältnissen gemeinsam ist. Gender ist ein Begriff, der neu zum Denken anregen und Räume der Begegnung öffnen will.
Literatur:
Judith Butler, Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt/M. 1991.
Wolfgang Funk, Gender Studies, Leiden u.a. 2018.
von Prof.’in Dr. Claudia Janssen