Bibel in gerechter Sprache 


2006 erschien die Bibel in gerechter Sprache (BigS) und ist seitdem in der Diskussion. Ihre Kriterien „gerechter Sprache“ sind: soziale Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit, Gerechtigkeit im Hinblick auf den christlich-jüdischen Dialog. 2001 begann die Arbeit an dem Großprojekt, das ehrenamtlich von über 60 Wissenschaftler*innen auf Basis von Spenden realisiert wurde. Mittlerweile gibt es die BigS in der 4. Überarbeiteten Auflage (100 000 Exemplare). 

Sie hat das Bibellesen verändert, keine neue Bibelübersetzung kann seitdem ausschließlich von „Brüdern“ sprechen, auch im Blick auf den Gottesnamen sind wichtige Impulse gesetzt worden. In den letzten zwei Jahrzehnten sind Fragen der Geschlechtergerechtigkeit, der Überwindung des christlichen Antijudaismus und des Postkolonialismus auch in der Theologie breit diskutiert worden. Vieles ist in der Bibel in gerechter Sprache bereits aufgenommen, sie arbeitet mit einem intersektionalen Ansatz, auch wenn dieser Begriff Anfang der 2000er Jahre noch nicht gängig war. Doch ist sie noch aktuell? Die Arbeit an den Übersetzungen geht weiter, wie z.B. im WiSe 2022/23 in einer Übung an der KiHo „Experimentierraum Bibel in gerechter Sprache“. Auf rechtlicher Ebene gibt es ein drittes Geschlecht: Sollte das in eine Übersetzung einfließen? Kann eine Bibel mit Gendersternchen funktionieren? Wie schlagen sich die kritischen Anfragen postkolonialer Theologien in der Art und Weise nieder, wie wir die Bibel lesen? Das sind zunächst grundlegende theoretische Fragen, die bedacht werden müssen, um dann in einem weiteren Schritt, die Übersetzungen zu bearbeiten. Denn jede Generation muss sich die Bibel neu aneignen und das Verständnis des Textes in eigene Sprache fassen. 

Die Bibel in gerechter Sprache ist online kostenfrei hier zugänglich.

von Prof.’in Dr. Claudia Janssen

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