Glossar



Heteronormativität

Vom 02. Dezember 2022
Der Begriff Heteronormativität trägt einen kritischen Impuls. So weist er darauf hin, dass in vielen gesellschaftlichen Zusammenhängen Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität als Norm vorausgesetzt und privilegiert werden. Auch in der Geschichte werde Heterosexualität als zeitlos und unveränderbar wahrgenommen. In der Queer-Theory ist Heteronormativität ein zentraler Begriff, der all dies infragestellt. „Das bedeutet, dass nicht nur die auf Alltagswissen bezogene Annahme, es gäbe zwei gegensätzliche Geschlechter und diese seien sexuell aufeinander bezogen, kritisiert wird, sondern auch die mit Zweigeschlechtlichkeit und (ehevertraglich geregelter) […] mehr ...


LSBTIQ

Vom 03. November 2022
„LSBTIQ“ oder ähnliche Zusammensetzungen dienen als Abkürzung für „Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche und queere Menschen“. „lsbtiq“ steht entsprechend für „lesbisch, schwul, bisexuell, trans-, intergeschlechtlich und queer“. Diese Abkürzungen beschreiben strategische Allianzen zwischen Menschen mit sehr verschiedenen Lebensrealitäten, Bedarfen und Zielen, die jedoch alle von Diskriminierungen betroffen sind, weil sie den herrschenden Vorstellungen über Geschlecht und Begehren nicht entsprechen. In manchen Schreibweisen werden weitere Buchstaben wie zum Beispiel ‚a‘ für asexuell oder ein Sternchen (*) als Platzhalter für weitere Selbstbezeichnungen […] mehr ...


Trans*gender

Vom 30. März 2022
Trans* ist der Überbegriff für Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurden. Entscheidend ist das geschlechtliche Selbsterleben eines Menschen, das in Spannung zu dem bei der Geburt zugewiesenen stehen kann. Eine transFrau ist eine Frau, der aufgrund ihrer äußeren Geschlechtsmerkmale das Geschlecht „männlich“ zugewiesen wurde. Ein transMann ist ein Mann, dem aufgrund seiner äußeren Geschlechtsmerkmale das Geschlecht „weiblich“ zugewiesen wurde. Als cisFrauen bzw. cisMänner werden diejenigen bezeichnet, deren geschlechtliches Selbsterleben mit dem […] mehr ...


Ableismuskritische Theologie

Vom 03. März 2023
Unter Ableismus versteht man die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung. Der Ausdruck stammt aus dem Englischen (ableism) und wurde dort von dem Wort able abgeleitet, das mit „fähig/imstande sein“ übersetzt werden kann. Unter Ableismus werden gesellschaftliche Denk- und Handlungsmuster verstanden, die eine bestimmte Form von Körper und Geist hervorbringen, die als perfekt, arttypisch und deshalb für den Menschen in seinem Sein wesentlich und vervollkommnend vorgestellt wird. Behinderung wird aus dieser Perspektive nicht mehr in Differenz zur Norm […] mehr ...


Dis/Ability-Sensible Theologie

Vom 01. Februar 2023
„Nichts über uns ohne uns!“, ist der weltweite Leitspruch der Behindertenbewegungen seit Ende der 1960er Jahre. Aus dieser Bewegung sind seit den 1980er Jahren die Disability Studies entstanden. Sie verstehen Behinderung als eine körperliche Differenz, die negativ bewertet wird. Gegenstand der Dis/Ability Studies ist nicht die „Behinderung an sich“, sondern die historisch, soziale, kulturelle Konstruktion von Normalität von Körpern und Anderssein als Behinderung, also das Differenzverhältnis und die Konstruktion von Behinderung/Nicht-Behinderung. Disability Studies erzählen dagegen eine „andere Geschichte über Behinderung“ […] mehr ...


Feministische Theologie

Vom 01. September 2022
„Feministische Theologie ist eine Theologie von feministisch orientierten Frauen, die das Patriarchat in Gesellschaft, Kirche und Zusammenleben kritisieren und überwinden wollen […] Sie ist keine Theologie der Frau, die ein abstraktes Wesen der Frau oder ein Wissen über spezifisch Weibliches voraussetzt, sondern bei der Brüchigkeit weiblicher Identität ansetzt und starre Rollenzuschreibungen verwirft. Sie ist Kritik und Neuentwurf. Sie versteht sich nicht als Ergänzung traditioneller Theologie, sondern als Neukonzeption von Theologie überhaupt.“[1] So lautete 1991 die Definition von Catharina Halkes und […] mehr ...


Gender

Vom 01. August 2022
Der Begriff „Gender“ bezeichnet das soziale Geschlecht eines Menschen, das vom biologischen bzw. Körper-Geschlecht (engl. sex) unterschieden wird. Gendertheorien werden als Analyseinstrument genutzt, um das Verständnis menschlicher Sexualität, von Geschlechterrollen und Machtstrukturen untersuchen zu können. Als theoretische Kategorie hat sich Gender bereits seit den 1950er Jahren in der Psychologie, Soziologie und Geschichtswissenschaft etabliert. Es wurde davon ausgegangen, dass Gender als soziales Geschlecht das als „natürlich“ verstandene biologische Geschlecht (sex) interpretiert und auf diese Weise Männern und Frauen unterschiedliche soziale und […] mehr ...


Hegemoniale Männlichkeit

Vom 10. Januar 2023
Der Begriff „hegemonialer Männlichkeit“ wurde durch die australische Soziologin Raewyn Connell geprägt. Der Begriff beschreibt ein System verschiedener einander zugeordneter Männlichkeiten (masculinities), die nicht in erster Linie durch die Geschlechtsidentität bestimmt sind, sondern durch Handlungsmuster: Hegemoniale Männlichkeit stützt sich normativ auf Heterosexualität, auf die Möglichkeit, Gewalt einzusetzen, den Besitz an Produktionsmitteln und verfügt über einen privilegierten Zugang zu vielen Bereichen gesellschaftlicher Macht. Komplizenhafte Männlichkeit umfasst all jene Männer, die zwar von der Geschlechterordnung profitieren, aber nicht mit den gesamten Risiken […] mehr ...


Intersektionalität

Vom 01. Juli 2022
Intersektionalität basiert auf der Einsicht, dass soziale Kategorien wie Gender, Hautfarbe (engl. race), Ethnizität, Klasse, Alter, Behinderung etc. nicht isoliert voneinander wirken, sondern in ihrer Bedeutung und ihren Konsequenzen eng miteinander verwoben sind, sich wie auf einer Kreuzung (engl. intersection) treffen. Der Fokus liegt dabei auf dem gleichzeitigen Zusammenwirken von sozialen Ungleichheiten, die sich in ihren Auswirkungen oftmals potenzieren (Walgenbach 2007.2012). Die US-amerikanische Juristin Kimberlé Crenshaw entwickelte bereits 1989 das Konzept der Intersektionalität, um die verschiedenen Kategorien, die Marginalisierung und […] mehr ...


Methoden feministischer Exegese

Vom 04. Oktober 2022
Feministische Theologien haben sich in den letzten Jahrzehnten inhaltlich weiterentwickelt und ausdifferenziert. In verschiedenen Fachdisziplinen bieten sie Analysen und Infragestellungen herrschender Geschlechterkonstruktionen und damit verbundener Machtverteilung. Das Geschlechterverhältnis wird dabei nicht isoliert in den Blick genommen, sondern als Teil eines komplexen Geflechts von Macht-, Ausgrenzungs- und Unterdrückungsstrukturen. Feministische Exegese beschäftigt sich seit den 2000er Jahren nicht mehr in erster Linie mit Texten, in denen Frauen explizit eine Rolle spielen, sondern mit der Bibel und ihrer Auslegungsgeschichte insgesamt. Die biblischen Texte […] mehr ...