Im August 2021 haben Beteiligte am Projekt Bibel in gerechter Sprache im Rahmen eines Bibelkongresses an der Woltersburger Mühle in Uelzen auf 20 Jahre Bibel in gerechter Sprache zurückgeschaut.
2001 begann die Arbeit an dem Großprojekt, das ehrenamtlich von über 60 Wissenschaftler:innen auf Basis von Spenden realisiert wurde. Koordiniert wurde es durch eine Projektstelle der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau.
2006 ist die erste Auflage erschienen, mittlerweile gibt es die 4. Aufl. (100 000 Exemplare). Sie hat das Bibellesen verändert, keine neue Bibelübersetzung kann seitdem ausschließlich von „Brüdern“ sprechen, auch im Blick auf den Gottesnamen sind wichtige Impulse gesetzt worden.
In den letzten zwei Jahrzehnten sind Fragen der Geschlechtergerechtigkeit, der Überwindung des christlichen Antijudaismus und des Postkolonialismus auch in der Theologie breit diskutiert worden. Vieles ist in der Bibel in gerechter Sprache bereits aufgenommen, sie arbeitet mit einem intersektionalen Ansatz, auch wenn dieser Begriff Anfang der 2000er Jahre noch nicht gängig war.
Doch ist sie noch aktuell? Der Verein Bibel in gerechter Sprache, dem auch Prof’in Dr. Claudia Janssen angehört, hat deshalb entschieden, einen „Experimentierraum“ für neue Übersetzungsversuche zu eröffnen.
Auf rechtlicher Ebene gibt es ein drittes Geschlecht: Soll das in eine Übersetzung einfließen?
Kann eine Bibel mit Gendersternchen funktionieren?
Wie schlagen sich die kritischen Anfragen postkolonialer Theologien in der Art und Weise nieder, wie wir die Bibel lesen?
Das sind zunächst grundlegende theoretische Fragen, die bedacht werden müssen, um dann in einem zweiten Schritt, die Übersetzungen zu bearbeiten. Dieser Prozess soll wie auch schon bei der ersten Auflage möglichst viele Menschen einbinden. Denn jede Generation muss sich die Bibel neu aneignen und das Verständnis des Textes in eigene Sprache fassen.