
Prof.’in Dr. Claudia Janssen ist seit 2016 Professorin für Neues Testament und Theologische Geschlechterforschung an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und ist Leiterin des 2021 gegründeten Instituts für Feministische Theologie, Theologische Geschlechterforschung und soziale Vielfalt.
Claudia Janssen begann ihr Studium der evangelischen Theologie 1985 an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel und an der Philipps-Universität in Marburg. Dieses schloss sie mit dem Ersten Theologischen Examen 1992 ab.
1996 folgte ihre Promotion an der Universität Gesamthochschule Kassel zu „Elisabet und Hanna – zwei alte Frauen in neutestamentlicher Zeit. Messianische Erwartungen und widerständiges Handeln“. Nach ihrem Zweiten Theologischen Examen blieb sie an der Universität Kassel, um dort in den Jahren 1997–1999 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Neuen Testament zu arbeiten. Wissenschaftlich tätig blieb sie weiterhin als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Philipps-Universität Marburg (2001–2003). Dort wurde sie 2004 mit ihrer Arbeit zu „Eschatologie und Gegenwart. Die Körpertheologie des Paulus als Schlüssel für Auferstehung (1 Kor 15)” habilitiert. Ihre Habilitationsschrift wurde ausgezeichnet mit dem Leonore-Siegele-Wenschkewitz-Preis und dem Marga-Bührig-Förderpreis.
Von 2004 bis 2016 unterrichtete sie das Fach Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg, zunächst als Privatdozentin und ab 2011 als außerplanmäßige Professorin. In den Jahren 2007–2012 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin Frauenstudien und -bildungszentrum in der EKD (FSBZ) im Comenius-Institut tätig und zuvor als Theologische Referentin der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland (EFD) in Frankfurt/Main (2004–2006). 2013–2016 arbeitete sie in der Position der Studienleiterin im Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie in Hannover. Seit 2016 findet man Claudia Janssen an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal als Professorin für Neues Testament und Theologische Geschlechterforschung.
Claudia Janssens Arbeit ist dank ihrer Vernetzung und ihrer vielfältigen Vita inspiriert und informiert durch Gespräche und Erarbeitungen innerhalb der Feministischen Theologie, deren Forschungsgeschichte sie differenziert im Blick hat. Eine besondere Rolle für ihre wissenschaftliche Prägung spielt Luise Schottroff, die ihre Promotion betreute und mit der sie viele Jahre eng zusammenarbeitete.
Claudia Janssens Perspektive auf die Theologie eröffnet Fachpublikum wie Studierenden und Interessierten neue Räume des Denkens, insbesondere im Blick auf Anliegen der Gerechtigkeit und Vielfalt. So liegen ihre Forschungsschwerpunkte in der Exegese und Theologie des Neuen Testaments sowie der Feministischen Theologie und Theologischen Geschlechterforschung, aktuellen gesellschaftlich relevanten (Gender-)Fragen und dem interreligiösen Dialog. Diese Schwerpunkte sind nicht nur erfahrbar in ihren Seminaren oder Vorlesungen, sondern auch in ihren wissenschaftlichen Arbeiten und ihren Mitgliedschaften: Seit 1994 gehört sie der Europäischen Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen (ESWTR) an, und seit 1996 ist sie Mitglied des Heidelberger Arbeitskreises für sozialgeschichtliche Bibelauslegung. Sie engagiert sich seit mehreren Jahrzehnten in der Exegesegruppe des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Claudia Janssen ist Mitherausgeberin der Bibel in gerechter Sprache. Hier übersetzte sie den Römerbrief. Sie gibt außerdem das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, WiBiLex, mit heraus.
Wenn Studierende Claudia Janssens Seminare oder Vorlesungen verlassen, tun sie dies nie, ohne die Sozialgeschichte und die sozialen Hintergründe der biblischen Texte bis aufs kleinste Detail ergründet zu haben. Anhand der biblischen Texte wird die Lebenswelt der zur damaligen Zeit lebenden Menschen rekonstruiert und versucht zu verstehen, wie diese Realitäten mit unserer Sprache begriffen werden können. So fallen in Claudia Janssens Forschungsbereich besonders die Sozialgeschichte des Neuen Testaments, die Paulusbriefe, der Antijudaismus in der christlichen Theologie, die Intersektionalität und Genderfragen in der Exegese.
Claudia Janssen verbindet exegetische Präzision mit einem weiten Horizont für soziale und kulturelle Kontexte. So lassen von ihr vertretene und vermittelte Lesarten der Bibel auch heutige Menschen in ihrer Suche nach Identität und Zugehörigkeit sprachfähig werden, indem sie in der Exegese beispielsweise marginalisierte Figuren und Perspektiven in den Vordergrund stellt. Im Fokus stehen Menschen am sog. Rand der Gesellschaft, sowohl in der Gegenwart als auch zu der Zeit des Neuen Testaments. Neben verschiedenen Befreiungstheologien und Ansätzen der imperiumskritischen Hermeneutik werden Theologie, theologische Texte und Bibeltexte besonders machtkritisch hinterfragt.
Als Professorin der Theologie engagiert Claudia Janssen sich dafür, dass das Thema Gender nicht nur im theologischen Kontext besser aufgearbeitet wird, sondern bringt es auch in nichtkirchlichen Kontexten an die Öffentlichkeit und sorgt für dessen Relevanz. Claudia Janssens von der Tradition der feministischen Theologie geprägter Zugang zur Bibel ist intersektional geprägt. So zeigt sie, wie lebendig, herausfordernd und heilsam biblische Texte und Theologie sein können, besonders auch im interreligiösen Dialog. Mit kritischer Auseinandersetzung mit dem sog. Antijudaismus im Neuen Testament und auch in der neutestamentlichen Forschung ist sie Wegbereiterin des aktuellen interreligiösen jüdisch-christlichen Dialogs.
Ein Studium bei Claudia Janssen ermöglicht erste Berührungspunkte mit Feministischer Theologie und Theologischer Geschlechterforschung, machtkritischer und sozialgeschichtlicher Exegese im Neuen Testament, auch in Hinblick auf die eigenen aktuellen Realitäten. Sie verbindet in ihrer Arbeit konsequent wissenschaftliche Schärfe und lebensnahe Relevanz theologischen Fragens und Antwortens. Der heutige Stand der theologischen Geschlechterforschung im deutschsprachigen Raum ist ohne ihr Engagement nicht mehr erklärbar.

Claudia Janssen feiert in diesem Monat ihren Geburtstag. Wir, ihre Wissenschaftliche Assistentin Kim Sölter und ihre studentischen Hilfskräfte Leena Nowoczin und Luisa Kappes, gratulieren ihr ganz herzlich! Wir alle lernen viel von ihr und sind dankbar, dass sie uns in vielerlei (theologischen) Themen eine hervorragende Lehrerin ist. Daher freuen wir uns, Claudia Janssen in diesem Monat als unsere Person des Monats vorstellen zu dürfen.
Endlich lebendig. Die Kraft der Auferstehung erfahren, Freiburg 2013.
Anders ist die Schönheit der Körper. Paulus und die Auferstehung in 1 Kor 15, Gütersloh 2005. Kostenfrei zum Download auf der Seite www.bibel-kontextuell.de
Elisabet und Hanna – zwei widerständige alte Frauen in neutestamentlicher Zeit. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung, Mainz 1998.
Exegese, Feministische, in: Wissenschaftliches Bibellexikon (WiBiLex) 2018.
Gender (NT), in: Wissenschaftliches Bibellexikon (WiBiLex) 2020.
Gott ist männlich und weiblich. Warum biblische Theologie und ein modernes Geschlechterbild zusammengehören. In der Reihe: Gender in der Forschung, Tagesspiegel, 03.11.2015.
…und alles Weitere, das Prof.’in Dr. Claudia Janssen macht, findet sich auf der Webseite von Prof.’in Claudia Janssen, und der Personenvorstellung von Claudia Janssens auf der Website der Kirchlichen Hochschule Wuppertal.
Inspiriert von Vorlesungen, Seminaren, Übungen, Gesprächen und gemeinsamer Arbeit mit Prof.’in Dr. Claudia Janssen haben wir diesen Beitrag erstellt. Unter anderem haben wir uns berufen auf Informationen der Webseite von Prof.’in Claudia Janssen, die Personenvorstellung von Claudia Janssens auf der Website der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, dem Genderportal des Instituts für Feministische Theologie, Theologische Geschlechterforschung und Soziale Vielfalt der Kirchlichen Hochschule und der Website des Netzwerk Frauen und Geschlechterforschung NRW.
Ein Betritag erstellt von Kim Sölter, Leena Nowoczin und Luisa Kappes